12 Herausforderungen in 12 Monaten – das ist meine Challenge für das Jahr 2020. Mit meinem Jammerfasten im Januar habe ich mir gleich eine der schwierigsten Sachen ausgesucht. Negative Gedanken loslassen war ein großer Ansporn dahinter. Ich möchte euch in diesem Artikel erklären, was am Jammern gut und schlecht ist, wie man es ändern kann und dass es total bescheuert ist, sich vorzunehmen „nicht zu jammern“.
Negative Gedanken loslassen: Die kurz- und langfristigen Wirkungen
Was ist eigentlich Jammern? Eine berechtigte Frage, wenn man sich vornimmt, einen Monat darauf zu verzichten. Im Grunde ist es eine Methode, um die eigenen Probleme zu behandeln. Mich ärgert etwas, ich rege mich drüber auf und – im besten Fall – fühle ich mich erleichtert und bekomme obendrauf noch aufbauende Worte von meinem Umfeld.
Klingt ja erst einmal super. Warum sollte ich es dann lassen? Jammern scheint ja auch positive Aspekte mit sich zu bringen … denn wenn wir es nicht tun würden, dann würden wir ja alle Probleme in uns hineinfressen. Um darauf eine Antwort zu bekommen, sollten wir uns anschauen, was das Jammern kurzfristig und langfristig für eine Wirkung hat:
Kurzfristig: Wir erleichtern uns, bauen Stress ab und geben ihn weiter – an den Zuhörer. Auch wenn es kurzfristig für uns einen Nutzen hat, hat es auf unser Umfeld genau den gegenteiligen Effekt. Der Zuhörer fühlt sich vielleicht belastet, unwohl und unsere negative Gefühle übertragen wir auf ihn. Wenn wir jedoch nicht an unser Gegenüber denken, hat es kurzfristig viele Vorteile: Wir werden den Kummer los, bekommen Aufmerksamkeit und fühlen uns besser. Doch was passiert langfristig?
Durch das Jammern fühlen wir uns zwar schnell besser, gehen aber gar nicht an die Wurzel des Problems. Wenn wir in ein paar Tagen in einer ähnlichen Situation sind, werden wir uns wieder drüber aufregen und anfangen zu jammern.
Das Ganze ist gut vergleichbar mit Schokolade: Wenn ich ein Stück esse, geht es mir kurzfristig besser. Der Zucker sorgt für die gewünschten Glücksgefühle und schmecken tut es auch. Doch langfristig kann es meinen Zähnen schaden, ich nehme zu und, und, und …
Negative Gedanken loslassen – den Ärger an der Wurzel packen
Jeder hat mal schlechte Tage. Der eine mehrere davon, der andere weniger. Wenn ich beobachte, dass ich mich immer und immer wieder an den gleichen Sachen reibe, ist eine gesunde Lösungsstrategie, an die Wurzeln des Ärgers zu gehen und nicht immer und immer wieder den Ballast bei anderen abzuladen.
Doch wie soll ich in ausweglosen Situationen eine Lösung finden? Darf ich dann jammern?
Ihr dürft immer jammern. Ich bin die Letzte, die mit erhobenem Zeigefinger rumläuft und Jammernde ermahnt. Ich möchte euch nur erklären, dass es nicht immer sinnvoll ist. An dieser Stelle möchte ich aus dem Artikel von Amy vom Blog „Mindful Amy“ zitieren. Sie hat es einfach so gut auf den Punkt gebracht:
„Auch hier fällt mir ein triftiger Grund ein, weshalb wir selbst in „ausweglosen“ Situationen nur in verdaulichen Dosen jammern sollten. Und zwar sehe ich den Grund in unserem Umgang mit unseren Emotionen. Allzu oft jammern und nörgeln wir Menschen auf einer Art „Metaebene“. Und mit Metaebene meine ich die Perspektive, dass wir von oben herab, auf verkopfte Art auf unsere Probleme herabblicken. Die große Bandbreite an aufkommenden Gefühlen, die man bei dem vorliegenden Problem spüren und zulassen könnte, wird weggedrückt. Das wiederum führt dazu, dass der Mensch sich in emotionsarmen Schilderungen seiner Probleme verlieren kann, ohne dass aufkommende Gefühle über die vorliegende Situation aktiv verarbeitet werden.
In solchen Momenten dient das Jammern einem ähnlichen Ziel, wie es das Grübeln tut: der Vermeidung von echten und wichtigen Gefühlen. Wir strampeln uns im Gespräch ab, ohne wirklich vorwärts zu kommen, wie ein Hamster im Rad.“
Hier passt der Spruch „The only way out is through“.
Ich merke es selbst oft. Wenn es etwas gibt, über das ich mich aufrege, aber nicht ändern kann, steckt dahinter ein Gefühl. Wenn ich mich beispielsweise darüber aufrege, dass meine Eltern ihr Leben nicht richtig genießen, zu wenig unternehmen und zu oft zu Hause sind, dann macht mich das eigentlich traurig. Das Drüber-Aufregen lenkt nur von der Traurigkeit ab. Meistens hilft einfach eine Runde Weinen und die Akzeptanz, dass ich es nicht ändern kann. Da kommen wir auch schon zur LCL-Methode.
Negative Gedanken loslassen mit der LCL-Methode
Jetzt haben wir also schon gelernt, dass Jammern, Schimpfen und Nörgeln nichts an unserer Situation ändert und uns nur vom eigentlichen Problem ablenkt. Wer seine negativen Gedanken aber ein für alle Mal loslassen möchte, der sollte sich die LCL-Methode unbedingt genauer anschauen. LCL steht für Love it, Change it oder Leave it – also drei Möglichkeiten, um mit einem Problem umzugehen und es loszulassen.
Love it
Die erste Möglichkeit ist die Methode der Akzeptanz. Wenn wir uns tagtäglich über unseren Job oder unseren Partner beschweren, aber im Prozess der Problemanalyse erkennen, dass sich eine Kündigung oder Trennung auch nicht positiv auf unser Leben auswirken würde, dann können wir uns bewusst für den Weg der Akzeptanz entscheiden und uns auf die positiven Dinge (des Jobs oder an unserem Partner) konzentrieren.
Change it
Wenn Akzeptanz der Situation keine Option ist, dann müsst ihr etwas verändern. Das kann im eben genannten Beispiel z.B. ein Gespräch mit eurem Chef über eure Arbeitsverhältnis sein oder eine Paartherapie mit eurem Partner.
Leave it
Der letzte Weg, wenn Akzeptanz und Veränderung ausgeschlossen sind, ist „der Ausweg“. Eine gravierende Erkenntnis, aber was ihr nicht akzeptieren könnt oder verändern wollt, dass müsst ihr verlassen, wenn ihr nicht den Rest eures Lebens jammern und nörgeln wollt.
Negative Gedanken loslassen: Wie gehe ich mit Jammernden um?
Jammer ist nicht gleich Jammern. Es kann ein unachtsames, sich immer wiederholendes Gespräch sein, das sich um einen Sachverhalt dreht, den ich nicht ändern kann oder will. Aber wenn ich aufrichtig und achtsam meine Gefühle mitteile, kann das oft zur Problemlösung beitragen! Es verlangt also durchaus ein bisschen Feingefühl, um zu erkennen um was es gerade geht, wenn sich jemand bei uns beklagt.
Mich an die eigene Nase packen ist eine Sache, doch wie kann ich Jammer-Monologen von anderen aus dem Weg gehen? Ich habe mich lange immer sehr schlecht gefühlt, wenn ich mich nicht mit voller Hingabe den Problemen anderer gewidmet habe. Doch ganz ehrlich: Jammern tut weder mir noch anderen gut. Es hilft jedoch nichts, das Gegenüber zu belehren. Ich versuche, Verständnis zu zeigen und dann konstruktiv nachzufragen, was man tun könnte, um die Situation zu ändern.
Jeder ist selbst für sein Glück und die Lösung seiner Probleme verantwortlich. Aber andere können uns dabei helfen.
Wenn du negative Gedanken loslassen und Klarheit schaffen möchtest, kann ein Coaching der richtige Weg für dich sein. Als zertifizierter Coach unterstütze ich dich beim Strukturieren deiner Gedanken, der Definition deiner persönlichen Ziele und helfe dir, deinen Fokus zu setzen. Melde dich gern, wenn du bereit bist Klarheit zu schaffen:
Negative Gedanken loslassen: Warum es eine blöde Idee war, „nicht jammern“ zu wollen
Irgendwie bin ich richtig scheiße in dieses Jahr gestartet. Mein Freund wurde krank, ich musste mich um Baby, Hund und den kranken Mann kümmern und habe mich absolut fertig und überfordert gefühlt. Einerseits war so viel zu tun, was den Haushalt und das Kochen und Einkaufen betraf, aber ansonsten war es ein absoluter Stillstand. Und wenn ich etwas gar nicht mag, dann wenn gegen meinen Willen nichts passiert.
Ich habe also gemerkt, dass ich obwohl ich mir doch so doll vollgenommen hatte, „nicht zu jammern“, es doppelt so oft gemacht habe. Erst dachte ich, es liegt wirklich an den Umständen, aber in der Mitte des Monats ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: Wie konnte ich nur so blöd sein? Das Problem lag in der Formulierung meiner Monatschallenge!
Verneinungen verwirren unser Gehirn
Bitte stellt euch jetzt keine lila Katze mit weißen Flecken vor. Und was ist passiert? Das Bild kommt automatisch … Denn das menschliche Gehirn kann Verneinungen, also Wörter wie „nicht“, „keine“ oder „nein“, schwerer verarbeiten. Automatisch wird in Gehirn der Fokus auf Handlungen, Personen und Objekte gelegt, die Verneinungen werden im Gehirn nicht abgebildet. Ich darf also nicht sagen, dass ich nicht schimpfen, nörgeln und jammern will, sondern brauche drei Begriffe, wie ich sein will.
Also wurde aus dem Jammerfasten ein Monat, der im Zeichen der Leichtigkeit, der Gelassenheit und der Dankbarkeit steht. Kein Fasten, sondern eine Völlerei der guten Gefühle.
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